FID Musikwissenschaft und NFDI4Culture hatten eingeladen - über 200 Personen aus Forschungs- und Kulturerbeinstitutionen waren gekommen: Am 16. und 17. November 2023 traf man sich zum virtuellen Austausch über „Audio(visuelle) Kulturerbe- und Forschungsdaten. Anforderungen an Workflows, Metadaten und Repositorien“. Unterschiedliche Portale, Projekte und Archive gewährten Einblick in ihre Werkstätten. Der Austausch zu Erfahrungen und Herausforderungen in allen Stadien des Lebenszyklus von audiovisuellen Daten stand im Zentrum: von der Digitalisierung über die Beschreibung bis hin zur Publikation.
Los ging es mit drei Vorhaben, die an der SLUB Dresden angesiedelt sind: Das Landesprogramm „Sicherung des audio-visuellen Erbes in Sachsen“, das Institutionen und Privatpersonen die Digitalisierung von Ton- und Bildmaterial ermöglicht, wurde von Lukas Schneider vorgestellt. André Eckardt und Erik Sommer erläuterten die SLUB-Weiterentwicklung der Open-Source-Software Kitodo, das die Digitalisierung und Metadatenanreicherung von AV-Materialien erleichtern soll. Der FID-Service musiconn.audio wurde von Barbara Wiermann und Martha Stellmacher vorgestellt: Das musikwissenschaftliche Repositorium für auditive und audiovisuelle Forschungsdaten soll zukünftig Projekten und Einzelforschenden kostenfrei zur Verfügung stehen. Anschließend erläuterte Rolf Bader das COMSAR-Projekt, das an der Uni Hamburg angesiedelt ist und zur Analyse von Audio- und Videoaufnahmen KI verwendet.
Zu Erfahrungen bei der Datenerfassung, -sicherung und -bereitstellung berichteten am zweiten Tag Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von vier Audio- und Videoarchiven: Herdis Kley und Cord Pagenstecher sprachen über das neue Portal Oral-History.Digital der FU Berlin, wo lebensgeschichtliche Interviews erschlossen und abgelegt werden können. Sven Strobel und Matti Stöhr lieferten Einblicke in das TIB AV-Portal, eine OA-Plattform für wissenschaftliche Videos mit Schwerpunkt auf Naturwissenschaften und Technik. Maurice Mengel erläuterte die Arbeit in der Museumsdatenbank MuseumPlus, in der auch die Bestände des Phonogramm-Archivs des Ethnologischen Museums Berlin erschlossen werden. Zum Schluss stellte Felix Rau vom Data Center for the Humanities der Universität zu Köln das Language Archive Cologne vor. Schwerpunkte des Repositoriums, in das Forschende ihre Daten gerne einliefern können, sind bedrohte Sprachen und Oral Literature.
Die Abschlussdiskussion war neben dem Austausch zu konkreten Werkzeugen, Workflows und Lösungen für die Langzeitarchivierung geprägt von einem konstruktiven Dialog auch darüber, wie gemeinsam und über Disziplingrenzen hinweg einheitliche Datenstandards für eine bessere Interoperabilität entwickelt werden können. Die von musiconn und NFDI4Culture gemeinsam getragene Veranstaltung war ein voller Erfolg und hat nicht nur gezeigt, dass die sichere Ablage und Archivierung von Audio- und Video-Files in vielen verschiedenen Forschungsfeldern schon jetzt wichtig ist, sondern auch bestätigt, dass mit musiconn.audio der Fachinformationsdienst Musikwissenschaft frühzeitig auf einen Forschungstrend reagiert hat, der nicht nur in der Musikwissenschaft zukünftige Forschung und Forschungsdatenarbeit entscheidend mitprägen wird.